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Das erwartet Sie im Buch


Fast fünfhundert Jahre gehörten Mainz und Rheinhessen zum römischen Weltreich. Nur wenige Regionen und Städte in Deutschland weisen einen längeren Abschnitt römischer Geschichte auf oder sind älter als Mainz, Worms oder Bingen.


Mainz war die Hauptstadt der großen römischen Provinz Obergermanien. Hier befand sich ein Zentrum der Macht. Hier wurden militärische und politische Entscheidungen getroffen und Ereignisse erlebt, die Auswirkungen auf das gesamte Reich hatten. Neben Carnuntum an der Donau war Mainz die einzige Metropole im europäischen Teil des römischen Reichs, die über Jahrhunderte gleichzeitig bedeutende Hauptstadt einer Provinz und wichtiger Militärstandort mit einem Legionslager war. Diese hervorgehobene Funktion spiegelte sich in Palästen und Residenzen, Theaterbauten, Tempelanlagen, Heiligtümern oder opulenten Gräberstraßen wieder. Im Umland der Provinzhauptstadt sorgten in Alzey und Bad Kreuznach viele Quellen und Brunnen mit schwefelhaltigem Heilwasser für einen regen Kur- und Badebetrieb. Repräsentative Palastvillen auf dem Land dienten Amtsträgern der Provinzialpolitik und des Militärs als Rückzugs- und Erholungsorte.


Heute ist in der Region zwischen Rhein und Nahe von der damaligen Pracht viel verschwunden. Was allerdings aus der damaligen Zeit übriggeblieben ist, wartet heute darauf, entdeckt zu werden. Dabei soll dieses Buch ein informativer Begleiter sein. In Mainz vermitteln die heute noch erhaltenen Reste des Bühnentheater, des Drusussteins oder des römischen Aquädukt einen Eindruck von den größten oder ältesten Bauwerken ihrer Art nördlich der Alpen. Das römische Stadttor auf dem Mainzer Kästrich ist die späteste in Deutschland bekannte Toranlage am Originalstandort. Es gehörte ebenso wie die Reste der Kastelle in Alzey und Bad Kreuznach zu einem spätrömischen Festungsbauprogramm, das von seiner Dimension her in der gesamten römischen Geschichte ohne Vergleich sein dürfte. Hier entstand eine neue Grenzbefestigung, die über die Region hinausgehend auch die erneut zur Kaiserresidenz erhobene Stadt Trier vor Bedrohungen von außen sichern sollte. Der Luxus der damaligen Zeit lässt sich unter anderem mit prächtigen Mosaikböden in Mainz und Bad Kreuznach entdecken, die teilweise noch am Originalstandort zu sehen sind und zu den bedeutendsten Beispielen römischer Kunst nördlich des Alpenhauptkamms zählen.


Die neue Auflage ist auf das römische Rheinhessen erweitert worden. Damit nehmen wir einen Blick ein, den die Römer damals auf die Region hatten. Für diese waren die Provinzhauptstadt Mainz, die administrativ wichtige Stadt Worms als Hauptort einer Stadtgemeinde im heutigen Rheinhessen und in der Pfalz, die luxuriösen Palastvillen auf dem Land mit ihren wunderbaren Mosaikböden,  die Festungsanlagen entlang des rheinhessischen Teils vom Oberrhein-Limes sowie die vielen ländlichen Gutshöfe - unter anderem die Villa Rustica in Weiler bei Bingen im heutigen Welterbe Oberes Mittelrheintal - eine zusammenhängende Grundlage ihrer Herrschaft und ihrer Kultur. All dies verdichtet sich in diesem Buch zu einem neuen Blick auf die römische Welt in der Region zwischen Rhein und Nahe.

Da die heute noch vorhandenen Reste aus römischer Zeit nicht mehr in vollem Umfang einen Eindruck der einstigen Pracht vermitteln können, werden sie in diesem Buch mit vielen Bildern und Rekonstruktionen wieder sichtbar und das römische Erbe damit wieder lebendig gemacht. Erstmals waren und sind in den beiden Auflagen des Buchs auf fünf Ölgemälden und achtundzwanzig Aquarellen zu sehen, wie die Bauwerke, von denen heute nur noch Reste vorhanden sind, damals ausgesehen haben könnten und in welcher Größe und Pracht sie auf die Bewohner und Bewohnerinnen gewirkt haben müssten. Mit vielen großformatigen Fotografien und zehn extra für dieses Buch gestalteten Karten wird ein Bezug zu der heutigen Region hergestellt und zu einem Besuch des römischen Erbes motiviert.

Das Buch berücksichtigt den Stand aktueller wissenschaftlicher Diskussionen. Wie nicht anders zu erwarten war, werden auch für Mainz und Rheinhessen manchmal die historischen Ereignisse oder archäologischen Funde mit jeweils guten Argumenten unterschiedlich bewertet. Dies stellte die Autoren vor die Herausforderung, bei den Rekonstruktionen oder für die Gestaltung der Karten immer wieder Entscheidungen treffen zu müssen. Auf welchen Grundlagen wir zu unseren Lösungen gelangt sind, können interessierte Leserinnen und Leser in einer Literaturübersicht nachlesen.

Mit diesem Buch wird das römische Erbe von Mainz und Rheinhessen sichtbar gemacht. Zugleich verknüpft es die historischen Orte zu einem übergreifenden Netzwerk und bringt damit auch einen Mehrwert für das Zusammenwachsen der Region und des Tourismus.